Inliner fahren – eine Leidenschaft

In diesem Jahr sollte es etwas Besonderes sein: Zum zehnten Mal wagte ich es, mit Gaesdoncker Jugendlichen am Inliner-Marathon teilzunehmen. Zweimal sind wir in Köln gestartet und jetzt zum achten Mal in Berlin. Es ist ein schönes Erlebnis, weil auch viele Ehemalige, Eltern und Bekannte mit an den Start gehen, so dass wir Gaesdoncker mit 64 Läufern starten. Es ist die größte Gruppe und ich denke, wir sind die einzige Schule in Deutschland und Europa, vielleicht sogar weltweit, die so etwas macht.

42,195 Kilometer zu skaten, das ist eigentlich nicht viel. So denken viele, aber ich habe jedes Mal einen Riesenrespekt davor – und auch danach!

Ein Jahr intensiver Vorbereitung haben wir hinter uns: Konditions- und Krafttraining, und selbstverständlich üben wir auch die Technik des Inlinerfahrens. Wir üben, wie man in Gruppen fährt (Schattenfahren), wie man Hindernisse (Schienen oder Löcher) überfährt, wie man ausweicht, ohne sich zu verletzen. In Übungsstunden fahren wir zwischen 15 und 32 Kilometer.

Obwohl wir sehr gründlich auf dieses Event vorbereitet sind, bleiben vor dem Start Unsicherheiten: Werden es alle schaffen? Kommen alle ohne Verletzung ans Ziel? Hätte man noch mehr oder anders üben können? Spielt das Wetter mit? Hoffentlich regnet es nicht!

Ja, dieses Jahr sollte es anders sein. Der Start wurde um fünf Minuten verschoben, es regnete in Strömen. Bereits klatschnass warteten alle auf den Start. Jetzt aufgeben? Das gibt’s nicht.

Wir sind aber nicht allein mit diesem Gedanken. Fast 5000 Skater warten – aufgeregt und ungeduldig wie wir – auf den Start. Wir haben allerdings einen Vorteil, denn die vielen Eltern und Geschwister, die mit angereist sind, motivieren uns und feuern uns an.

Dann kommt der lang ersehnte Moment – der Start! Es ist nass und glatt, aber wir rollen langsam, aber sicher Kilometer um Kilometer. Wir unterstützen und helfen uns in kleinen Gruppen. Dann kommen unsere Joker ins Spiel, die Eltern und Geschwister, die sich direkt nach dem Start zu Fuß oder mit der U-Bahn auf den Weg gemacht und auf der Strecke verteilt haben. Unglaublich! Man kann sie schon aus hundert Metern hören und die mitgebrachte Gaesdoncker Fahne sehen! Sie verleihen uns Flügel und wir schweben an ihnen vorbei. In diesen Momenten fühlen wir keine Schmerzen, es ist einmalig. Und wir schaffen es! Nach circa zwei Stunden gleiten wir durch das Brandenburger Tor zum Ziel. Glücklich und stolz nehmen alle Teilnehmer die Medaillen entgegen.

Auch beim zehnten Mal ist es noch bewegend, in den Augen der Schüler sehen zu dürfen, wie stolz sie sind, etwas Besonderes geschafft zu haben. Ein Jahr haben sie geübt für zwei Stunden Event. Und dabei Lebenserfahrung gewonnen. Ich hoffe, es hat sich gelohnt.

Ob dies mein letzter Marathon war? Ich weiß es nicht, ich hoffe nicht. Ich hoffe, dass meine alten Knochen noch ein bisschen mitmachen.

Vielen Dank an alle, die geholfen und uns unterstützt haben.

Vielleicht bis zum nächsten Jahr.

Geschrieben von Pawel Zalewski